Italienischer Prog ist lebendiger denn je. In „Let Them Say“ von Notturno Concertante, ihrem Debütalbum bei Luminol Records, verleihen die Erfahrungen und das Know-how ihrer dreißigjährigen Karriere jeder Note Emotion und wertvolle Klangreferenzen. 
Notturno Concertantes Selbstdefinition als „Ethno-Progressive-Rock“ ist treffend und umfasst eine Vielzahl von Einflüssen, die sich in den Songs perfekt widerspiegeln.
Ihre internationale Ausrichtung, beginnend mit ihren Kollaborationen (Molly Joyce und Nadia Khomoutova an der Violine, Kaitlyn Raitz am Cello, Seto Nobuyuki an der Klarinette), ist stark im Mittelmeerraum verwurzelt. „Es ist unser erstes rein instrumentales Album“, erklärte Gitarrist Raffaele Villanova, „und ein bedeutender stilistischer Wandel für uns, da es auf der Koexistenz von akustischen Instrumenten und Elektronik basiert, ohne bestimmte musikalische Wurzeln zu opfern.“ 
Der Folk-Einfluss ist in Stücken wie „Finis Terrae“ oder dem Titeltrack selbst deutlich spürbar. Rock, aber auch Jazz und Blues (wie in „Delicate Sabbath“ mit fast arabischem Touch) tauchen auf und verschmelzen harmonisch mit der kompositorischen Architektur und bereichern jedes Stück mit neuen Nuancen. Die Neo-Prog-Wurzeln sind auch in der inneren Entwicklung jedes Songs unverkennbar, manchmal von einem Genre zum anderen, mit einer so fließenden Kontinuität, dass jedes Stück ein Juwel für sich ist. Trotz aller Schubladen: „Mit der Zeit entwickelt man die Fähigkeit, seinen eigenen Weg zu gehen und den Meinungen anderer das Gewicht zu geben, das sie verdienen, wenn sie es verdienen“, erklärt Villanova die Wahl des Titels. „Er sollte auch im weiteren Sinne verstanden werden, als ein ‚Lasst sie sprechen‘ …“ 
„Let Them Say“ ist leicht und spontan anzuhören, doch die durchdachte und raffinierte Konstruktion des musikalischen Gefüges entgeht einem nicht. Eine Komplexität, die in den elf Stücken so gekonnt verborgen ist, dass die hervorgerufenen Atmosphären ein letztes Gefühl von Leichtigkeit hinterlassen.
Die Figur von Peter Gabriel schwebt hier und da, und das könnte nicht anders sein, wenn man seine enge Verbindung zu seiner früheren Band Genesis bedenkt: Notturno Concertante hat mit Ray Wilson (ehemals Stiltskin) zusammengearbeitet und ist mehr als einmal live mit ihm aufgetreten (der letzte Auftritt im September 2019 in Rom).